Geschichte

Geologie bestimmt Geschichte - auf dem Kniebis auch

Der Nordschwarzwald als unterste Stufe des Schwäbischen Stufenlandes steigt vom östlichen Neckartal langsam an, fällt aber zum westlichen Rheintal plötzlich steil ab. Die gefällreichen Rheinzuflüsse haben die westlichen Hänge des Schwarzwaldes zernagt und tiefgründig ausgeräumt. Die so entstandene Landschaft mit den tiefen Tälern und den einzelnen abgewaschenen Hügeln ist von den Höhen des Schwarzwaldes wunderbar zu überblicken. Die so geformte Landschaft bietet aber wenig Raum für große Ansiedlungen und einfache Verkehrswege. Und so finden sich in den Tälern meistens einzelne Bauernhöfe – idyllisch gelegen aber wegen der Landschaftsform mühselig zu bewirtschaften.

Ganz anders ist es auf der Ostseite, wo die Landschaft hochflächig zum Neckartal hin ausläuft, von einigen kleinen engen und schmalen Tälern zerfurcht. Hier war Platz für größere Ansiedlungen und der Muschelkalk bot hervorragende Bedingungen für die Landwirtschaft.

Die Eiszeit vor ca. 20000 Jahren prägte die Landschaft und bescherte dem Schwarzwald bei ihrem Rückzug vor allem nach Nordosten und Osten hin herrliche Karseen wie Ellbachsee, Buhlbachsee und viele andere.

Lebensader Kniebisstraße

Man geht davon aus, daß bereits die Römer einen Weg über den Schwarzwald suchten, der das Zentrum Argentoratum (Straßburg) mit den vorgebauten Limesorten Sumlocenne (Rottenburg) und Reginum (Regensburg) verbinden sollte. Auch soll schon seit grauer Vorzeit ein Wanderpfad über das Gebirge geführt haben.

Nachweislich ist aber ab 1250 ein unbefestiger Wander- und Reitweg, mit Kaufmannshandel zwischen den Reichstädten in Ost und West.
Ab 1605/06 wird aus dem Weg eine fahrbare Straße mit Knüppeldamm zwischen dem oberen Kniebis und dem Roßbühl, seitdem gibt es eine regelmäßige Postverbindung zwischen Straßburg und Stuttgart.
Ab 1750 wurde der Ausbau der Strecke betrieben – Verbreiterungen, Trockenlegen des Hochmoores, Ausgleichungen des Gefälles in Richtung Oppenau.
Ab 1830 wurde die Straße wieder verbessert mit einem festen Unterbau, Verbreiterungen und der neuen Steige von Griesbach herauf mit nur 10% Steigung!
Nach dem ersten Weltkrieg setzte die Motorisierung ein, die Straßen wurden versuchsweise “staubfrei” gemacht, die B28 entsteht, erste Ausflugtrends und eine Postbusverbindung zum Kniebis sind die Folge.
1938/40 erfährt die Kniebisstraße mit der Verlängerung zur Schwarzwaldhochstraße bis Ruhestein eine weitere Veränderung. Gebaut zu militärischen Zwecken entwickelt sich die B 28 und
B 500 zu einer der beliebtesten Ausflugsziele Deutschlands, einer Straße die Freudenstadt und Baden-Baden verbindet.

Der Kniebis und sein Kloster

Erste Erwähnung

1267

Die erste urkundliche Erwähnung erfährt der Kniebis im Jahre 1267. Allerdings geht man davon aus, dass bereits ab 1250 der Zisterziensermönch Bruder Ulrich in einer Klausnerei Dienst getan hat.

Unabhängigkeit der Marienkapelle

1270

Die Marienkapelle wurde 1270 von der Kirche Dornstetten unabhängig gemacht und mit eigenen "Pfründen" versehen.

Entstehung eines Hospizes

1275

Schon 1275 entstand auf dem Kniebis, direkt am Forbach, ein Hospiz.

Errichtung eines Franziskanerklosters

1277-1287

Zwischen 1277 und 1287 wurde ein Franziskanerkloster errichtet. 1287 wurde die Kirche auf dem Kniebis eingeweiht, und das Kloster bekam die Rechte an Wäldern, Weiden und Fischwasser.

Schenkung des Benediktinerordens

1330-1331

1330 schenkte Graf Rudolf von Hohenberg dem Kniebis alle Rechte und Besitztümer der Kirche von Dornstetten. 1331 wurde das Kloster dann zu einem Priorat des bekannten Benediktinerordens Alpirsbach.

Brand des Klosters

1463

Direkt an der Verbindung zwischen den Reichsstädten Straßburg im Westen und Rottweil, Reutlingen, Ulm und Augsburg im Osten gelegen, gewann der Kniebis als Raststätte und Zuflucht und damit das Kloster immer mehr an Bedeutung. 1463 brannte dann aber das Kloster nebst all seiner Urkunden nieder. Mit einem von Graf Ebernhard von Württemberg ausgestellten Bettelbrief wurde das Kloster wieder aufgebaut.

Zerstörung durch Großbrand

1513

Nach dem Wiederaufbau wurde das Kloster 1513 bei einem Großbrand abermals zerstört. Dieses Mal brannte auch die Kirche. Wieder gab es Bettelbriefe von Herzog Ulrich von Württemberg, und auch der Bischof von Straßburg stellte einen aus, da die hilfreiche Bergstation erhalten werden sollte. Der einsetzende Bauernkrieg verhinderte jedoch den zügigen Wiederaufbau.

Reformation und Auflösung des Klosters

1534-1544

1534 setzte die Reformation ein, und das Kniebiser Kloster wurde 1544 nach dem Tod des letzten Priors endgültig aufgelöst.

Gründung von Freudenstadt

1599

1599 gründete Herzog Friedrich I. von Württemberg die Stadt Freudenstadt und setzte die Klosteranlage zu seinen Zwecken ein.

Ausbau des Ost-West-Wegs

1605

Der bedeutende Ost-West-Weg wurde ausgebaut, und auf dem Kniebis wurde innerhalb der alten Klostermauern Wegegeld und Zoll kassiert. 1605 setzte der Herzog hierzu einen Hauptzoller ein. Aus dem Material des alten Konventsgebäudes des Klosters wurde ein Wohnhaus gebaut.

Zerstörung der Kirche durch die Franzosen

1799

Die Kirche diente bis 1799 der evangelischen Kirche als Gotteshaus und wurde dann im Dreißigjährigen Krieg von den Franzosen zerstört – durch ein großes Feuer! Die Kirche wurde nie wieder aufgebaut.

Aufhebung der Zollschranken

1834-1836

Das alte Zollhaus blieb bis zur Aufhebung der Zollschranken 1834/36 das Wohnhaus des Hauptzollers und diente auch als Schulhaus und evangelischer Betsaal.

Friedensglocke und Kräutergarten

2003

Heute finden wir nur noch die Ruinen der Klosterkirche – und zwar den Eingangsbereich, das sogenannte Paradies, auf dem Kniebis. 2003 wurde neben der ehemaligen Klosterkirche eine Friedensglocke des Heimat- und Geschichtsvereins Kniebis aufgestellt. Außerdem wurde ein Kräutergarten angelegt, bepflanzt mit den gängigen Kräutern des 9. Jahrhunderts.

Erhaltene Ruinen

Heute

Gerne bietet der Heimat- und Geschichtsverein Kniebis Führungen durch das Kloster und den Kräutergarten an. Auch der Kniebiser Klostersteig führt unten durch den Klostergrund, wo einst die Hainholtsche Mühle stand.

Zusätzliche Details:
  • Namensherkunft: Der Name Kniebis entstand wohl aus „Kniebiß“ – also Kniestoß, Kniebeißer oder Ähnlichem, und ist aufgrund der Steigung entstanden.
  • Schreibweisen: Es gibt 39 verschiedene Schreibweisen, z. B. Cnibus (1294), Kniebuozz (1391), Knieposs (1448) oder Knüebiss (1534).

Mehr über die Geschichte des Kniebis finden Sie auf den Seiten der Kloster-und Heimatgeschichtsvereins Kniebis e.V.